Als Ingo Wald Anfang August bei der Mitgliederversammlung seine Zweitliga-Vision 2025 präsentierte, brach im Theater am Marientor auf einigen Plätzen großes Gelächter aus. Doch die Auftritte nach der knappen Auftaktniederlage in Osnabrück lassen hoffen, dass der MSV Duisburg nach zwei Jahren Abstiegs- und Überlebenskampf mal wieder eine sorgenfreie Drittligasaison spielen könnte.
Keine zwei Monate ist es her, da befürchteten viele Anhänger schon das nächste Unheil, als sich die Mannschaft von Torsten Ziegner in der Vorbereitung beim Regionalliga-Aufsteiger 1. FC Düren teilweise vorführen ließ.
Nach drei Siegen in Folge war die Stimmung am Montag eine komplett andere. Zum ersten Mal seit langem ging der MSV wieder als Favorit in ein Spiel. Dass es gegen Oldenburg nur zu einem 1:1-Unentschieden und damit nicht für Platz drei in der Tabelle reichte, störte die Wenigsten. Viel wichtiger ist, dass in Duisburg wieder eine Mannschaft auf dem Platz steht. Ein Team, in dem sich jeder für seinen Mitspieler zerreißt und das sich auch nach Rückständen nicht aus der Fassung bringen lässt.
Zuschauerzahlen steigen wieder
„Im letzten Jahr hätten wir so ein Spiel noch verloren“, sagte Präsident Wald nach Abpfiff und erinnerte an die Szene kurz nach dem 0:1, als der VfB die Riesenchance auf das zweite Tor liegen ließ. Statt auseinanderzubrechen, übte die Ziegner-Elf sofort viel Druck aus und hätte die Partie am Ende fast noch gedreht. Großen Anteil daran hatten wieder mal die Fans. Über 13.000 waren an einem Montagabend in die Schauinsland-Reisen-Arena gekommen. In der Vorsaison kamen selten überhaupt über 10.000 Zuschauer.
Die Spieler, die noch vor kurzer Zeit harsch kritisiert wurden, haben schon einiges an Kredit zurückgewonnen. Die Fans bewiesen nach dem Ausgleich von Neuzugang Benjamin Girth ein gutes Gespür auf den Rängen. Dinge, die der Mannschaft das Selbstvertrauen zurückgeben, das in der Vergangenheit fast überall gefehlt hat. Mit dem guten Start und der Anhängerschaft im Rücken ist in Duisburg einiges möglich. Trainer, Spieler und Verantwortliche bleiben natürlich realistisch. Ziegner wertet die Tabelle nicht ohne Grund erst nach dem 10. Spieltag als aussagekräftig.
Spitzenspiel in München als Reifeprüfung
Am Sonntag haben die Meidericher im Grünwalder Stadion erstmals in dieser Saison die Chance, gegen ein Spitzenteam zu bestehen. Der TSV 1860 steht ungeschlagen auf Platz eins und erwartet die Zebras mit ebenso breiter Brust. „Wenn wir das abrufen, was wir die letzten Wochen gezeigt haben, sind wir eine Mannschaft, die schwer zu schlagen ist“, betonte Moritz Stoppelkamp. „Wir haben eine Messlatte gelegt. Da gilt es wieder ranzukommen“, sagte der Kapitän weiter.
Der Glaube an die eigene Stärke ist da. Allerdings - das hat der Auftritt am Montag auch gezeigt - gilt es für Ziegner auch noch an einigen Stellschrauben zu drehen. Der MSV muss vor dem gegnerischen Tor noch konsequenter werden und die Flankenqualität sowie die Besetzung im Strafraum verbessern. Mit Benjamin Girth scheint der passende Mann im Sturmzentrum gefunden zu sein. Gut möglich, dass der neue Angreifer schon am Samstag erstmals in der Startelf steht und Aziz Bouhaddouz auf die Bank verdrängt.
Wie auch immer die Partie in München endet. Stimmt die kämpferische Einstellung wie bisher, wäre auch eine knappe Niederlage beim Aufstiegsfavoriten mit Sicherheit zu verkraften. Entwickelt sich die Mannschaft immer weiter, dann wäre auch die Wald-Vision vom Zweitliga-Aufstieg 2025 gar nicht mehr so sehr zu belächeln wie noch bei der JHV. Zufrieden sein könnte der MSV schon, sich frühzeitig jeglicher Abstiegssorgen zu entledigen und weiter auf Tuchfühlung zur oberen Tabellenhälfte zu liegen.